Seit Wochen ist Sebastian Edathy untergetaucht - der
"Spiegel" traf ihn jetzt in Südeuropa zum Gespräch: Der SPD-Politiker
distanziert sich von Kinderpornografie, geht einen Schritt auf seine
Kritiker zu, verteidigt aber seinen Kauf von Nacktaufnahmen
Jugendlicher.
Hamburg - Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy hat
sich in einem ""Spiegel"-Gespräch erstmals ausführlich zu den gegen
ihn erhobenen Vorwürfen geäußert und sich klar von Kinderpornografie distanziert. "Ich möchte eines klar sagen: Ich bin
ein Gegner von Kinderpornografie.
Ich hätte nie geglaubt, eine solche Selbstverständlichkeit jemals
betonen zu müssen", sagte Edathy dem "Spiegel". "Kinder stehen unter
einem besonderen Schutz. Kindesmissbrauch ist verwerflich und ist zu
bestrafen. Diesen habe ich weder begangen noch unterstützt."
Edathy, gegen den wegen des Verdachts auf Besitz von
Kinderpornografie ermittelt wird, hält sich an einem geheimen Ort in
Südeuropa auf. Er gab dem "Spiegel" dort Einblicke in sein Leben nach
dem Rücktritt. Edathy ging erstmals auch einen Schritt auf seine
Kritiker zu und bestritt, ein Pädophiler zu sein. "Wenn jemand sagt, ich
finde das nicht gut, kann ich das verstehen", sagte er zur Kritik
daran, dass er Nacktaufnahmen von Kindern und
Jugendlichen
kaufte. Er betonte aber: "Ich bin nicht pädophil. In der
Kunstgeschichte hat der männliche Akt, auch der Kinder- und Jugendakt,
eine lange Tradition. Man muss daran keinen Gefallen finden, man darf es
aber."
Edathy lehnt eine Entschuldigung für sein Verhalten ab. "Ich muss und
werde mich für mein Privatleben nicht entschuldigen oder rechtfertigen.
Niemand, der sich im privaten Bereich rechtskonform verhält, muss das.
Der Schutz der Privatsphäre ist elementar für einen Rechtsstaat."
Der 44-Jährige machte deutlich, dass er gern nach Deutschland
zurückkehren würde. Ein Versuch sei aber bereits gescheitert. "Vor
einigen Tagen hatte ich geplant, nach Hause zu reisen, um einige
persönliche Angelegenheiten zu regeln. Post sichten, Pflanzen gießen, so
was halt. Ein Nachbar wies mich darauf hin, dass sich vor dem Haus drei
Autos mit Journalisten und zwei mit Neonazis befinden würden. Ich habe
auf die Fahrt dann verzichtet", sagte Edathy.
Er sei in Deutschland "gewissermaßen verfemt", so der Sozialdemokrat.
"Es ist eine völlig surreale Lage, in der ich bin: Meine Arbeit, meine
Privatsphäre und mein Zuhause, alles das ist erst mal weg", sagte er.
"Mir fehlt gegenwärtig die Phantasie zu sagen, was ich wann aus meinem
Leben machen kann. Ich weiß nur, dass es noch lange nicht vorbei ist."
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